Was macht die Arbeit an Art Café VR besonders interessant?
Irgendwie alles! Unsers Wissens nach haben wir das erste für Virtual Reality konzipierte und geschriebene Theaterstück im deutschsprachigen Raum in der Umsetzung. Dank der mitwirkenden Schauspieler*innen (Laien wie Profis) macht schon das Ansehen der rohen Clips bei uns im Studio schon richtig Spass. Zusätzlich entwickeln wir gerade die multi-platform App dazu, sodass technikaffine mit eigenem Virtual Reality Headset („Brille“) genau so auf ihre kosten kommen wie Theaterbesucher die weder eine Brille zuhause haben noch je eine auf hatten. Das fordert uns heraus und treibt die Entwicklung von zukunftsweisenden Virtual Reality Inhalten voran. Auch die Schauspieler*innen waren von der völlig anderen Arbeit im Vergleich zu klassischen Theater- oder Filmproduktionen gefordert und haben sich dabei selbst übertroffen.
Wie kam die Idee zustande?
Seit ich Virtual Reality und 360° Film mache, verfolgt mich ein Gedanke: Die Arbeit ähnelt oft mehr einer Theaterinszenierung als der klassischen Filmarbeit. Statt kurzer Schnitte gibt es lange Einstellungen die dann interessant werden, wenn rund um den/die Betrachter*in herum laufend beobachtenswertes passiert.
Genau dieses Rundherum-Erleben führte zur Idee die Kamera statt in den Publikumsraum doch einfach „mitten auf die Bühne“ zu stellen und das Geschehen rundherum zu inszenieren. Gemeinsam mit Alexandra Kronberger entwickelte ich so die Grundlage zu Art Café VR – die Zuseher*innen sitzen als virtueller Café-Besucher in der Raummitte und beobachten das Geschehen rund um sie herum. Oder betrachten einfach die schönen Bilder die an der Wand hängen…
Wie verhält sich Art Café VR im Vergleich zu einem normalen Film?
Im Film wird die Geschichte meist linear und primär über Blickwinkel, Einstellungsgrößen (z.B. Close-Ups oder Totalen) und über den Schnitt erzählt. Genau diese drei Möglichkeiten „fehlen“ in VR. Eine kaum oder garnicht bewegte Kamera steht meist mitten im Raum und ermöglicht den Betrachter*innen selbst auszuwählen wann sie ihren Blick wohin richten. Statt schnell zum der Regie wichtigsten Detail zu schneiden muss der/die Betrachter*in das selbst entscheiden oder „mit unsichtbarer Hand“ animiert werden das zu tun.
Außerdem trifft das „Publikum“ im Verlauf der Geschichte Entscheidungen, die sich auf den Handlungsverlauf auswirken. So sieht jede*r seine ganz eigene „Version“ der Geschichte. Das Erlebnis kommt so näher an seine Vorlage: Gehe ich ins Café, erlebe ich dort immer meine eigene Geschichte.
Was war dein schönster Moment bei den Dreharbeiten?
Nachdem die Kamera ja rundherum alles sieht, können Produktion und Regie nur aus der Ferne mit einem Tablet zusehen und hören, was gerade vor bzw. rund um die Kamera passiert. Mein Highlight war auf jeden Fall mit Alexandra um’s Eck zu stehen und zu beobachten, wie sich unser Schauspieler-Ensemble in die Geschichte fallen ließ und sich eine großartige Spiellaune zeigte. Der Moment, in dem wir merkten wie unsere Bestrebungen von der Idee bis zum Buch lohnten und sich die Geschichte vor unseren Augen zusammensetzte.
Was passiert jetz gerade bei Art Café VR?
Wir sind gerade an 3 Projektteilen parallel:
Die Postproduktion der zugrundeliegenden Videos: Aus den von der Kamera (die eigentlich aus 6 Kameras im Kreis angeordnet besteht) aufgezeichneten Video-Streams wird ein Video in stereoskopem 3D gebaut („stitching“). Diese Videos werden dann in Segmenten geschnitten, retouchiert, farbkorrigiert und dann mit der Tonmischung (auch diese ist räumlich, mittels „spatial audio“ hört man beim Betrachten alles dort, wo es im Raum auch passiert und merkt so z.B. dass gerade hinter einem jemand bei der Tür hereinkommt).
Parallel wird die VR Experience App programmiert: das interaktive Theatererlebnis benötigt natürlich ein Menü, diverse Buttons, Navigationsmöglichkeiten etc. Das ganze wird von Anfang an so gemacht, dass wir nach der Premiere nach und nach verschiedene Veröffentlichunskanäle bespielen können. Von der VR Präsentation mit vorinstallierten „Brillen“ vor Ort kommt eine App zum runterladen und auch noch eine „WebXR“ Version, die man ganz einfach mit Handy, Tablet oder Computer zuhause ansehen kann.
Zu guter letzt braucht das Projekt auch eine Homepage, über die man Tickets für die Vor-Ort-Veranstaltungen buchen kann aber auch virtuelle Theaterkarten für die späteren Online-Möglichkeiten erwerben kann. Oder diesen Blog-Post lesen, z.B. 😉
Was für Projekte hast Du sonst laufen? Was kommt?
Bei uns von VRme.eu sind immer mehrere – auch kommerzielle – Projekte „offen“. Derzeit arbeiten wir mit der Wirtschaftskammer Österreich am Ausbau unserer Virtual Reality Betriebsbesichtitungen in der Berufsorientierung und drehen einige Berufsportraits in ganz Österreich. Den bisherigen Projektzustand kann man bereits in einigen Zentren der WKO und des AMS mittels VR Brille betrachten, oder man surft einfach auf www.berufe-vr.at
Neben einigen VR Erperiences für andere Kunden sind wir aber immer an eigenen Projekten. Das nächste VR Theaterstück ist genau so in Planung wie ein virtuelles Wald-Erlebnis. Ein bisschen Info findet man immer auf www.vrme.eu und auf unseren social media accounts!
Valentin Sysel (*1979 in Wien) kam über die Musik zum Film.
Von 1999 bis 2008 als DJ und Veranstalter in der Innsbrucker Szene für elektronische Musik als „dj desmosom“ bekannt machte er sich 2004 selbstständig als Kameraassistent und Cutter bei TV Dokumentationen (Geschichte & Kultur). 2007 gründete er das Filmproduktionsunternehmen brennweit medienproduktion das neben kommerzieller Arbeit für Industrie und Tourismus immer auch im Dokumentarfilm, Kino- und Kunstfilm mitwirkte. Seit 2015 arbeitet er unter dem Label „VRme.eu“ www.vrme.eu im Bereich Virtual Reality und 360° Film, u.a. für Nikon, Novartis, Mercedes-Benz, Alpbachtal-Seenland, WKÖ